In letzter Zeit sind viele neue Studien – oder besser gesagt: deren Ergebnisse – veröffentlicht worden. In einigen Umfragen und Untersuchungen ging es auch und vor allem um die Gesundheit von Jugendlichen. In dieser Meldung wollen wir Ihnen zusammenfassend die Erkenntnisse darlegen, welche aus diesen Studien gewonnen wurden. Darunter sind viele positive Entwicklungen, die das Bild der sich selbst schädigenden Jugend wieder in ein besseres Licht rücken.
Komatrinken – ein Trend scheint abzuebben
Unter dem Begriff „Komatrinken“, oder auch „Komasaufen“, war der selbstzerstörerische Extremkonsum von Alkohol seitens Jugendlichen in den letzten Jahren mehrfach in den Medien anzutreffen. Allerdings seien die Zahlen nur geringfügig rückläufig, gibt das Statistische Bundesamt in Wiesbaden bekannt.
Nach aktuellen Zahlen wurden 2014 insgesamt 22.400 Jugendliche von 10 bis 19 Jahren stationär behandelt, da sie Anzeichen eines erhöhten Alkoholkonsums aufwiesen. Das zeigt einen Rückgang zum Vorjahr um 3,8 Prozent auf. Auch geht aus der Erhebung hervor, dass es vor allem männliche Patienten gab. 70 Prozent der Komatrinker waren überdies noch keine 18 Jahre alt.
Alkoholgenuss – die Gründe sind auch in der Werbung zu suchen
Die DAK Gesundheit aus Hamburg hat ebenfalls Daten zum Thema Alkohol und Jugendliche erheben lassen. So ermittelten Kieler Wissenschaftler im Auftrag der Krankenkasse und im Rahmen einer Langzeitstudie, dass die häufige Einwirkung von TV-Werbung, welche Alkohol anpreist, auch zu dessen Konsum unter Jugendlich führt. Noch weiter als der bloße Konsum geht dabei das oben beschriebene Rausch- oder Komatrinken; auch dieses wird durch die TV-Werbung begünstigt.
So gaben 6,2 Prozent der eher wenig durch Werbung beeinflussten Jugendlichen an, dass sie im Erhebungszeitraum mehr als 5 Rauscherlebnisse hatten. Jugendliche, die hingegen häufiger mit Werbung für Alkohol in Kontakt kamen, gaben zu 24 Prozent an, dass sie im fraglichen Zeitraum mehr als 5 Rauscherlebnisse hatten. Natürlich spielen auch andere Faktoren, wie beispielsweise die Zugänglichkeit von Alkohol im Elternhaus, eine gewisse Rolle. Aber die Studienergebnisse sind schon recht deutlich.
Tabakkonsum – jugendliche Nichtraucher schönen die Statistik
Auch zum Thema Tabakkonsum gibt es neue statistische Zahlen. So ist das Rauchen allgemein gesehen auch ein Trend, der immer mehr abebbt. Gaben Anfang der 1990er-Jahre noch etwa 37 Prozent der über-14-jährigen Befragten an, dass sie regelmäßig rauchen, so waren es 2009 noch etwa 30,5 Prozent und vier Jahre später noch weniger; nur noch rund 29 Prozent.
Dieser Rückgang der Raucherzahlen geht aber nicht vorrangig auf jene Menschen zurück, welche mit dem Rauchen aufhören. Im Gegenteil: ältere Raucher halten an der Gewohnheit bzw. Sucht eher fest als jüngere Tabakkonsumenten. Vielmehr wird die Statistik durch neue Generationen von Nichtrauchern geschönt. Im Grunde ist das eine sehr gute Entwicklung.
Sexualität – Jugendliche haben bei der Selbstfindung immer mehr Freiheiten
Mit der Aufklärung der Gesellschaft und der offiziell großen Anerkennung der LBGTQA+ Community ergeben sich für Jugendliche in der Pubertät immer mehr und vor allem vorurteilsfreie Möglichkeiten zur sexuellen Selbstfindung. Neben heterosexuellen Vorstellungen sind längst auch Homo-, Bi-, Pan-, Asexualität und viele weitere Spielarten der sexuellen Ausrichtung bekannt und toleriert. Auch eine langfristige Festlegung auf eine Art der Sexualität ist längst zum Schnee von gestern degradiert worden.
Geschlechtsverkehr – immer mehr Jugendliche verhüten beim ersten Mal
Auch das ist eine positive Folge der Aufklärung und dem immer mehr gesellschaftsfähigen Diskurs um die Sexualität: Jugendliche denken nicht allgemein nur an den Akt, sondern immer mehr auch an die Sicherheit. Die seit 1980 jährlich erhobene Studie „Jugendsexualität“ gibt darüber Auskunft. So gaben in diesem Jahr lediglich 8 Prozent der Mädchen sowie 6 Prozent der Jungen zwischen 14 und 17 Jahren an, dass sie sich im Hinblick auf das „erste Mal“ keine Gedanken um Pille, Kondom und Co. gemacht haben. Zum Vergleich: Im Jahr 1980 lagen diese Zahlen bei 20 Prozent der Mädchen und 29 Prozent der Jungen.
Cannabis – rund 6 bis 9 Prozent haben Erfahrungen damit gemacht
Bei illegalen Drogen gibt es statistischen Auffassungen nach weniger Konsumenten als bei Alkohol und Tabak. Das gilt auch für die jugendliche Altersgruppe. Genaue Zahlen nennt hier die Langzeitstudie KiGGS des Robert-Koch-Instituts in Berlin. Sehr populär, weil gesellschaftlich weitläufig anerkannt, ist unter den illegalen Drogen das Cannabis. Von den 11- bis 17-jährigen Umfrageteilnehmern gaben 6,2 Prozent der Mädchen und 9,2 Prozent der Jungen an, dass sie bereits erste Erfahrungen gemacht haben. Aufgestockt werden die Zahlen bei Teenagern über 14, da die meisten Jugendlichen unter 14 Jahren nur sehr selten mit Cannabis in Kontakt kamen.
Smartphones – neue und unterschätzte Gefährdung
Früher wurden Nerds, die Tage und Nächte vor ihren PCs verbrachten, als sozial schwierige und kommunikativ schwache Menschen angesehen. Heute hat fast jeder Mensch der westlichen Welt – und vor allem jeder Jugendliche – seinen kleinen Computer in der Tasche; oder noch viel lieber in den Händen und vor dem Gesicht. Aktuelle Studien zeigen in diesem Zusammenhang, dass die andauernde Nutzung sowie die ständige Verfügbarkeit als „Kontakt“, „Freund“ oder „Like-Fan“ eine Belastung mit sich bringt.
Bei bereits 8 Prozent liegt mit Blick auf die Smartphone-Nutzung eine Suchtgefahr vor, berichtet eine Studie, welche von der Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen in Auftrag gegeben wurde. Befragt und beobachtet wurden bei dieser Studie 500 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 14 Jahren sowie deren Eltern. 48 Prozent der befragten Kinder gab zu, dass sie durch die Smartphones von ihren Hausaufgaben abgelenkt werden. 43 Prozent geben an, durchaus unüberlegt persönliche Daten preiszugeben.
Dass schon einmal eine Nachricht von einem nicht bekannten Kontakt eingegangen ist, gab jeder vierte Befragte an. Ebenfalls rund ein Viertel, laut Studie 24 Prozent, fühlt sich durch die ständige Verfügbarkeit gestresst. Neben „Sozialen Netzwerken“ betrifft die Verfügbarkeit auch Messenger wie WhatsApp. Mit Blick auf die Altersgruppe (max. 14 Jahre) ist zudem erschreckend, dass 21 Prozent angaben, dass sie bereits auf nicht jugendfreie Inhalte zugegriffen haben. 19 Prozent geben zudem an, dass sie schon einmal Gewalt-Videos geschickt bekommen haben.
Positiv an der Studie ist die teilweise sehr offene Berichterstattung der Kinder. Auch die Selbsteinschätzung kann – auch wenn darin negative Seiten aufgezeigt werden – als positiver Punkt gewertet werden. So gab ein Fünftel der Befragten an, dass sie ihre schulischen Probleme (auch) auf die ständige Smartphone-Nutzung zurückführen. Zudem geben 15 Prozent ehrlich an, dass echte Kontakte zu Freunden durch die Smartphone-Nutzung schlicht zu kurz kommen. Zum Glück nur sehr weniger, aber immerhin 4 Prozent gaben an, dass sie schon einmal intime Fotos verschickt haben.
Im Hinblick auf die Eltern wurden vier Gruppen anhand ihrer Aktionen rund um Kind und Smartphone herausgefiltert:
- Laissez-faire-Gruppe: Kapituliert vor den technischen Neuerungen und lässt den Kindern freien Lauf
- Ängstlich-konservative Reglementierer: Setzen klare Regeln und schränken die Smartphone-Verwendung ein, auch wenn dies zum Nachteil des Kindes geht
- Freundschaftlich liberale Eltern: Versuchen die Begeisterung für die Geräte und die damit aufrufbaren Medien nachzuvollziehen, verstehen aber nicht alles im vollen Ausmaß
- Kindzentrierte Aktive: Setzen sich mit Smartphone-Nutzung im Allgemeinen und im Speziellen durch ihre Kinder auseinander, versuchen argumentativ Regelungen zu finden und kommunizieren viel mit ihren Kindern zu dem Thema
Zusammenfassung – ein reichhaltiges Leben
Das Leben hat viele Aspekte und der Weg ist nie geradlinig. Hier und da gibt es Abzweigungen und Stolpersteine. Menschen ohne Ziel werden viel probieren und können dabei viel erreichen. Auch Menschen mit klaren Vorstellungen können von diesen abkommen. In der jugendlichen Selbstfindungsphase gibt es viel, was ausprobiert, erlernt und mit Sympathie oder Antipathie belegt wird. Nur so entsteht eine diverse Gesellschaft. Auf bekannte Probleme und „abschüssige Wege“ sollte dennoch aufmerksam gemacht werden.
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