Der Vorrat an alkoholischen Getränken im Elternhaus, vor allem an Wein und Bier, scheint einer neuen Studie zufolge ein Faktor beim ersten Kontakt von Jugendlichen mit denselben zu sein. Aber nicht nur auf das Vorhandensein und die Menge der Getränke sollten Eltern achten, sondern auch auf eine entsprechende Aufklärung ihrer Kinder, was den richtigen und maßvollen Umgang damit angeht. Denn Verbote bringen meist gar nichts.
1.100 Schüler wurden zum Alkohol befragt
Das Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel hat insgesamt 1.100 Schüler aus Schleswig-Holstein, Hamburg und Brandenburg im Alter zwischen 10 und 16 Jahren zu den Themen Alkohol und ihren Bezugsquellen befragt. Rund 2/3 der Befragten mit Alkoholerfahrungen gaben an, dass ihre erste Bezugsquelle die eigenen Eltern seien. Rund 50 % (Mehrfachnennung war möglich) gaben an, dass sie den Alkohol von Freunden bekämen.
Häufig wird angenommen, dass junge Menschen den Alkohol im Supermarkt oder im Getränkehandel kaufen oder – wenn sie zu jung aussehen – stehlen. Allerdings ergab die aktuelle Studie, dass nur rund 11 % der Befragten mit Alkoholerfahrung die Getränke an diesen Stellen besorgen.
Eine wichtige Aussage der Studie
Reiner Hanewinkel ist Leiter der Studie, und sein Fazit lautet aufgrund der oben aufgezeigten Zahlen: „Im Kampf gegen den Alkoholmissbrauch bekommt die Vorbildfunktion der Eltern einen neuen Stellenwert.“
Auch weitere Zahlen der Studie, welche über zweieinhalb Jahre geführt wurde und in der die Schüler jeweils dreimal befragt wurden, zeigen die Wichtigkeit einer ordentlichen Aufklärung im Hinblick auf den Alkohol. Denn zu Beginn der Studie gaben die Befragten an, noch nie bei einem Anlass 5 oder mehr Getränke mit Alkohol (kritische Menge beim „Koma-Saufen“) getrunken zu haben.
Zum Ende der Studie waren es bereits 43 % der Schüler mit Alkoholerfahrung, die 5 oder mehr Gläser Wein, Bier oder andere Getränke mit Alkohol in Reihe getrunken haben. Ein rapider Anstieg. Zumal ein einfacher Zugang zu Alkoholika das Risiko für das Koma-Saufen steigere. Dazu Hanewinkel: „Unsere Untersuchung zeigt, dass die leichte Verfügbarkeit ein Risikofaktor für das Rauschtrinken ist.“
Ein Tipp für Eltern: Verbote machen den Reiz aus
Ein generelles Alkohol-Verbot seitens der Eltern macht für Kinder und Jugendliche keinen Unterschied in ihrer Neugier, diese Getränke einmal auszuprobieren. Und deshalb ist es für Eltern und noch mehr für ihre Kinder wichtig, eine Einführung in das Thema zu geben bzw. zu erhalten. Bei einer Familienfeier oder zu Silvester kann der Sprössling ein Bier, einen Wein, eine Bowle oder ähnliches bekommen. Das entsprechende Alter sollten die Eltern dabei nach bestem Gewissen selbst festlegen.
Aber auch für andere Substanzen kann dieser Tipp angewandt werden. Natürlich wollen wir damit nicht sagen, dass Sie als Eltern Ihrem Kind Tabak, Cannabis oder ähnliches geben sollen. Nein, hier sowie bei anderen Drogen gilt ein offener Dialog als erster Schritt weg vom Missbrauch der Substanzen. Ein Totschweigen von Drogen oder ein einfaches Verbot ohne Gründe (abschreckende Negativbeispiele, Erklärungen zur Wirkung und zu Folgeschäden im Körper, etc.) bringt nichts.
0 Kommentare
Schreibe einen Kommentar