Apps für die Gesundheit: Keine Übersicht und keine Standards

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Ob Schrittzähler, Fahrradcomputer auf GPS-Basis, Anleitungen für das Workout, Stoppuhr für den Sprint oder Ernährungsberatung – all das und noch viel mehr gibt es als App für Smartphone und Tablet. Doch mit jedem durchdachten Programm, das kostenpflichtig daherkommt, gibt es auch mindestens 10 gratis Rip-Offs, die nicht so gut sind, dafür aber nichts kosten. Kurzum: der Markt ist überschwemmt mit Gesundheits-Apps. Es gibt keine richtige Übersicht, Nutzermeinungen sind oft sehr subjektiv und allgemeine Standards für Apps, die der Gesundheit dienen sollen, gibt es auch nicht.

Der Trend zur digitalen Gesundheit

gesundheitsappImmer mehr Smartphone-Nutzer vertrauen App-Inhalten, und das in so ziemlich allen Bereichen des Lebens. Vom Rezept für das Candle Light Dinner über die Auswahl des richtigen Hotels in der Nähe bis hin zur Dosierung der Kopfschmerztabletten können alle und sicher noch viele weitere Situationen gemeistert werden. Obwohl bei den vorherrschenden Standards das Wort „gemeistert“ vielleicht übertrieben ist. Denn allein bei speziellen Aufgaben wie dem Diabetes-Management kann man auf der Suche nach der passenden App schon den Überblick verlieren. Bei populäreren Apps wie Fitnesstrainern, Ernährungsberatern und Vitalwertemessern ist es noch schlimmer.

Hinzu kommt, dass das Smartphone immer griffbereit ist und damit auch der erste Ansprechpartner bei allen möglichen Problemen. Erst wenn die App oder gar die Netzsuche nicht weiterhilft, dann wird vielleicht der Arzt aufgesucht. Die Ärzte wiederum könnten die erfassten Vitaldaten nutzen, Standards für Apps setzen und an deren Entwicklung mitwirken. Jedoch gibt es – oft aus guten Gründen oder aus mehr oder weniger begründeter Skepsis heraus – bei den meisten Fachkräften der Medizin eine Ablehnungshaltung gegen die neue Technik. Ob Smartphone oder Wearables: die aufgezeichneten Daten bzw. die erhaltenen Ergebnisse daraus sind meist eine Sache zwischen App und Nutzer. Ohne ärztliche Begutachtung kann das in einigen Bereichen gefährlich werden.

Medizinische Apps besser auf Rezept downloaden?

Natürlich gibt es auch Mediziner, die den neuen Markt nicht nur wahrnehmen, sondern ihn auch in die richtigen Bahnen lenken möchten. Es gibt sowohl von alteingesessenen Technologiefirmen als auch von frischen Startups immer wieder Vertreter, die mit der Medizin Hand in Hand arbeiten. Einige Fachkräfte aus diesem Bereich jedoch fordern, dass spezielle Apps für die Behandlung oder Beobachtung von bestimmten Erkrankungen nur „auf Rezept“ verteilt werden sollten. Denn wenn Patienten in Eigeninitiative und ohne Rücksprache mit dem behandelnden – oder im schlimmsten Fall: nicht behandelnden, weil nicht befragten – Arzt nach einer App für ihre Erkrankung suchen, dann können sie schnell falsche Ergebnisse erhalten, die falschen Schlüsse ziehen und am Ende die Krankheit nicht richtig heilen.

Gesundheits-Apps sollten medizinischen Standards entsprechen

In Zeiten, in denen jeder eine App entwickeln und mehr oder weniger fertig zum Download anbieten kann, ist eine Diskussion um einheitliche Standards mehr als angebracht. Das fängt bei den Speicherformaten für Werte, Tabellen, Auswertungen und dergleichen an; und es hört bei der übergreifenden Nutzung mit einem – vielleicht mit der Krankenkasse verbundenen – Nutzerkonto noch lange nicht auf. Denn wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht und sich die Nutzer beim Ausprobieren verschiedener Angebote mehr als nur die Finger verbrennen können, dann ist der Aufschrei irgendwann so groß, dass die Politik wieder zu spät eingreift; dann aber vielleicht überstürzt und im falschen Maße.

Gesundheits-Apps müssen hohe Sicherheitsstandards haben

Auch sollten Mediziner, Datenschützer und die Politik im Hinblick auf die Sicherheit der einzelnen Apps zusammenarbeiten. Nicht nur die persönlichen Daten der Nutzer sowie deren Vitalwerte könnten gestohlen und für verschiedene Zwecke entfremdet werden, sondern die Apps und deren Ergebnisse könnten Manipulationen erliegen. Vor allem, wenn sie nicht nur vom Nutzer lokal verwendet, sondern in einem Netzwerk auch von den behandelnden Ärzten mit Daten, Hinweisen und Terminen versorgt werden. Wo ein veränderter Termin noch harmlos ist, da können von Dritten manipulierte Medikamentendosierungen tödlich enden. Neben einzelnen Attacken können großangelegte Hacks dabei sehr viel Schaden anrichten.

Eine bessere Zusammenarbeit für eine gesündere Zukunft

Medizinische Apps oder jene Programme für die Fitness werden nicht selten von Unternehmen angeboten, deren Entwickler zwar gut programmieren können, sich aber nicht im Detail mit der Medizin befasst haben. Vielleicht wurde hier und da bei einer Fachkraft nachgefragt, aber gerade bei kostenlosen Apps kann man keine sach- und fachgerechte Software erwarten. Startups müssen sich in Zukunft also viel mehr an Ärzte, Forscher, Kliniken und Universitäten wenden, wenn sie qualitativ hochwertige Produkte abliefern wollen.

Zudem sollten auch die Vertreter der Medizin einen Schritt in Richtung moderner Technik tun. Dass dafür schon Grundlagen geschaffen wurden, wird mit der Zulassung von Video-Konsultationen ab Juli 2017 deutlich. Ab da können Ärzte und Patienten das Behandlungsgespräch auch per Videochat realisieren – die Mediziner dürfen diese Termine dann auch regulär abrechnen. Vielleicht werden mit dieser Maßnahme einige Menschen affinier für gute digitale Lösungen im Bereich der medizinischen Technik für den Hausgebrauch.

Fazit zum Thema Apps und Medizin

Apps aus den Bereichen Medizin, Gesundheit, Fitness, Ernährung und dergleichen gibt es wie Sand am Meer. Jedoch muss man schon ein bisschen mit dem Metalldetektor suchen, um ein wirklich hochwertiges Programm zu finden, das sicher ist und zudem auch noch verlässlich in seiner fachlichen Korrektheit. Damit diese Fundstücke noch besser werden sowie breiter und standardisiert zum Einsatz kommen, braucht es aber noch eine ganze Menge an fachlichen Dialogen und technischen Entwicklungen.



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