Von künstlichen Hüftgelenken und Herzklappentransplantaten haben sicher schon viele gehört. Jedoch vermischen sich Medizin und Technologie immer mehr, und so sind es nicht nur Prothesen, die mit Hilfe von Sensoren, Motoren und feiner Mechanik die Lebensqualität einzelner Menschen wieder herstellen. Nein, auch elektronische Chips für die ferngesteuerte Hormonabgabe oder Cyber-Pillen für die Überwachung ärztlich verordneter Anweisungen sollen bald in die Körper der Menschen. Zudem gibt es Pläne für schmelzende Batterien, die elektronische Implantate mit Strom versorgen, sowie für die Verknüpfung des Gehirns mit Computertechnologie. Das klingt alles nach düsterer Science-Fiction? Es ist schon fast alles Realität!
RFID-Chips – Schon längst keine Zukunftsmusik mehr
Schon seit über einem Jahrzehnt wird diese Technologie nicht mehr nur von Staatswegen und seitens des Militärs entwickelt und angewendet. RFID-Chips, also kleine elektronische Sender- und Empfängerstationen, fanden im Jahr 2004 beispielsweise Verwendung in einem Club in Barcelona. Dort konnten sich gewillte Gäste einen Reiskorn-großen Chip in den Arm spritzen lassen, um ihn als Ersatz für die Geldkarte und somit auch für Bargeld zu nutzen. Vorher musste ein entsprechendes Guthaben auf ein Nutzerkonto aufgeladen werden. Dieses war über Kennziffern mit dem Chip verbunden und so wurden die Daten, befand sich der Gechippte in der Nähe eines Lesegeräts, nutzergenau abgeglichen und aktualisiert.
RFID-Technologie kommt aber nicht nur in so exklusiven Umfeldern vor. Längst sind sie Teil der Industrie und wichtig für die Identifikation von Waren und Lieferungen. Die Chips stecken in Banknoten, Fahrzeugen, Güterzügen und deren Güter. Sie spielen eine Rolle bei Zutrittskontrollen und fast jeder kennt die schlaue Technologie in Automobilen, welche ihre Türen öffnen, wenn der Schlüssel selbst noch einen Meter entfernt vom Wagen ist: Das ist RFID.
Und so könnte diese Technologie als Implantat auch zur Identifikation und zur Abwicklung verschiedenster Vorgänge für Personen möglich sein. Bei entsprechend häufiger und engmaschiger Positionierung von Lesegeräten können aber auch Bewegungsprofile erstellt werden.
Ein weiterer Chip im Körper – Ersatz für die Pille
Schon ab 2016 sollen die Tests mit einem Chip beginnen, der 16 Jahre lang der Verhütung von Schwangerschaften zuträglich sein soll. Der Chip wird in den Körper implantiert und gibt über 16 Jahre lang Hormone ab, die ähnlich jenen Hormonen der Pille oder der Verhütungsstäbchen wirken. Jedoch schlägt der Chip im Hinblick auf den Dauereinsatz sowohl die Stäbchen als auch sogenannte Spiralen.
Der Chip ist schon fertig entwickelt, jedoch werden die Tests erst später beginnen, weil noch Bedenken zur Sicherheit des Chips im Raum stehen. Dieser kann nämlich per Fernbedienung aktiviert und deaktiviert werden. Das heißt, dass er bei einer gewünschten Schwangerschaft nicht entfernt werden muss. Jedoch soll das entsprechende Funksignal verschlüsselt übertragen werden, um Fremdeingriffe zu verhindert. Und diese Entwicklung dauert noch an.
Intelligenter Staub gegen Krebs
Der „Intelligente Staub“ besteht aus Nano-Rechenzentren, also mikroskopischen Mini-Computern, die im Körper ein Netzwerk bilden, um interne Abläufe zu überwachen und gegebenenfalls zu steuern. Diese Technologie ist bei der Behandlung von Krebs oder beim zielgerichteten Transport von Schmerzmitteln denkbar. Sie würde die Notwendigkeit von Operationen verringern.
Pillen zur Überwachung der Medikamenteneinnahme
Mit dem Projekt „Proteus Digital Health“ soll die Medikamenteneinnahme sowie das Patientenverhalten kontrolliert werden. Vom Patienten selbst und von jenen Instanzen (Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten, etc.), die mit der Behandlung in Verbindung stehen. Die einzunehmenden Medikamente verfügen dabei über einen kleinen Chip, der im Magen aktiviert wird. Er funkt ein Signal an einen Übertragungschip, der als Pflaster am Körper getragen wird, und dieser liefert die Daten dann an das Smartphone. Hier ein Informationsvideo auf Englisch.
Schmelzende Batterien für andere Implantate
Diese Implantate sollen unterstützend für andere elektronische Einheiten im Körper arbeiten und sie mit eben dort produziertem Strom beliefern. Dies funktioniert dabei über kabellose Kontakte. Nachdem die Arbeit getan oder die Kapazität der Batterie erschöpft ist, soll sie sich auflösen.
Verknüpfung des Gehirns mit Computern
Im Rahmen dieser Entwicklung werden Elektroden in das Gehirn eingepflanzt. Über diese werden Signale aus Nervenzellen gemessen und von Computereinheiten gedeutet. Ein denkbares Anwendungsziel: Die Ermöglichung von Prothesensteuerung bei Schwerbehinderten oder die Kommunikation mit der Umwelt, wenn diese nicht anders möglich ist. Vom Gedankenlesen ist die Technologie noch weit entfernt.
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