Senior stirbt am Verzehr von selbst angebauter Zucchini

Zucchini
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ZucchiniEin 79-jähriger Mann aus Hildesheim hatte gemeinsam mit seiner Frau einen Zucchini-Auflauf gegessen. Da dieser sehr bitter schmeckte, aß die Frau nicht viel davon. Der Mann ließ sich von dem Geschmack nicht abschrecken – leider mit tödlichen Folgen. Warum man einiges Gemüse, wenn es zu bitter schmeckt, lieber dem Kompost überlassen sollte, das erklären wir im Folgenden.

Hergang der Vergiftung

Der Fall hat sich schon Anfang August 2015 ereignet. Ein älteres Ehepaar mit eigener Gemüsezucht hat einen Auflauf gegessen, in dem auch eine selbst angebaute Zucchini verarbeitet war. Danach kam der Mann mit Verdacht auf eine Magen-Darm-Infektion in die Notaufnahme des Hildesheimer Klinikums. Der Leiter jener Notaufnahme, Norbert Pfeufer bestätigte die Vergiftung und sagte zu deren Anzeichen: „Die ersten Symptome sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.“

Diese Stoffe haben die Vergiftung ausgelöst

Schuld an der Vergiftung waren Cucurbitacine. Das sind Bitterstoffe, welche neben der Zucchini auch in Gurken sowie in Kürbissen vorkommen können. Neben Kürbisgewächsen findet man diese Stoffe auch in Braunwurzgewächsen, einer Pflanzenfamilie, zu der auch einige essbare Arten gehören. Die hohe Konzentration der Cucurbitacine sorgt unter anderem dafür, dass Zierkürbisse sowie Wildkürbisse ungenießbar und giftig sind.

Gründe für das Vorkommen der Cucurbitacine

Eigentlich sind diese Stoffe aus den heutigen Anbaupflanzen „herausgezüchtet“. Durch Überreife, eine hohe Schwankung von Feuchte und Trockenheit, durch eine hohe Temperaturschwankung, eine Pilzinfektion oder auch durch anhaltende Hitze kann es aber zu einer vermehrten Bildung der Cucurbitacine kommen. Allgemein werden diese Faktoren unter dem Begriff „Umweltstress“ zusammengefasst. Aber auch eine Rückkreuzung mit Wildarten o. ä. kann zur Ausbildung von Cucurbitacinen führen.

Im aktuellen Fall wird die Hitzewelle des Sommers als Grund vermutet. Maria Roth vom Stuttgarter Chemischen- und Veterinäruntersuchungsamt untersucht die Zucchiniprobe aus dem Auflauf und sagte zu dem Vorfall im Allgemeinen: „Das ist der erste Fall, den wir im Haus haben.“ – Vergiftungen durch die Gerbstoffe sind aber nicht neu. In den Jahren 1981 und 1982 gab es Fälle in Australien, 1984 in den US-Staaten Kalifornien und Alabama, 2001 gab es Berichte aus Neuseeland und 2010 aus Indien.

Die Wirkung von Cucurbitacinen

Die auch fungizid und insektizid wirkenden Bitterstoffe wirken nach Verzehr auf die Schleimwände im Magen sowie im Darm ein. Letztendlich zerstören sie sie. Durch diesen abgebauten Schutz der Organe werden selbige nicht nur durch die Verdauungssäfte gereizt und angegriffen, sondern auch durch Keime und andere Krankheitserreger. Die Vergiftung des Verdauungstrakts löst in Folge eine Blutvergiftung aus. Am Ende dieser Reihe steht das Organversagen, welches zum Tod führt.

So können Sie sich schützen

Wenn Sie ebenfalls selber Zucchini, Gurken und / oder Kürbisse anbauen, dann müssen Sie die entsprechenden Pflanzen und Früchte nicht gleich auf den Kompost verfrachten. Nach der Ernte der nicht überreifen Früchte können Sie vorerst eine kleine Menge roh oder zubereitet kosten. Falls Sie einen zu bitteren Geschmack feststellen, dann sollten Sie vorsichtig sein. Ansonsten ist das Gemüse auch weiterhin essbar. Hätte sich die Hitze dieses Sommers auf alle Pflanzen ausgewirkt, gäbe es auch entsprechend mehr Meldungen derart.



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