Stärkere Hoffnung gegen Krebs: Partikelkanone zerschießt Tumorzellen

Krebs
Teile diese Seite:

KrebsIm Uniklinikum zu Marburg gab es lange Zeit große Hoffnungen im Kampf gegen den Krebs. Der Hoffnungsträger der ganzen Geschichte war dabei eine Ionenstrahl-Kanone. Diese sollte Tumorzellen mit Partikeln beschießen und sie damit im wahrsten Sinne des Wortes unschädlich machen. Doch wie immer bei großen Projekten, die auch noch eine noch nicht populäre Innovation mit sich bringen, scheiterte der schnelle Einsatz des Geräts am Streitthema Geld.

Krebstherapie in Marburg kommt endlich in die Gänge

Vor rund acht Jahren wurde der Grundstein für das neue Krebstherapiezentrum der Uniklinik in Marburg gelegt. Im Jahr 2012 sollte dann eigentlich schon mit der Behandlung der ersten Patienten begonnen werden. Doch erst jetzt, knapp vier Jahre später, können Krebspatienten vom Ionenstrahl profitieren. Die Gründe dafür liegen beim schnöden Mammon, denn das ganze Projekt schluckte mehr als 120 Millionen Euro und stand zeitweise als organisatorischer und finanzieller Wackelkandidat da. Ausschlaggebend war hier die Rhön Klinikum AG, der Mutterkonzern hinter der Marburger Einrichtung. Die Aktiengesellschaft sah das neue Zentrum als kaum profitabel.

Schließlich sprang die Heidelberger Uniklinik helfend ein. Deshalb sollen auch demnächst die ersten Behandlungserfolge oder zumindest die ersten Beobachtungen zur Ionenstrahltherapie vorliegen. Diese wurde immer wieder als vielversprechende Alternative für Chemo- und Röntgenbehandlung sowie für eine Operation dargestellt. Dabei ist dies keine neue Idee; sie ist sogar schon mehr als 60 Jahre alt. Nur aktuell ist die Technik so weit ausgereift, dass man damit auch auf Patienten losgehen kann. Das Voranschreiten in der Ionen- und Schwerionenforschung wurde dabei in den 1990er Jahren vor allem in Darmstadt vorangetrieben.

So funktioniert die Therapie mit dem Ionenstrahl

Mit einem Ionenstrahl kann laut den verantwortlichen Forschern und Medizinern jede Stelle im Körper zielgenau angesteuert werden. Der Partikelstrahl wird dann auf den Tumor gerichtet und „abgefeuert“. Die Zellen des Tumors werden dadurch außer Gefecht gesetzt, dass ihre DNA, welche zur Reproduktion nötig ist, zerstört wird. Zwar könnten die einzelnen Zellen dafür sorgen, dass der Schaden wieder behoben wird, jedoch sind die Mediziner diesem Schritt voraus und wirken ihm durch eine weitere Bestrahlung vor. Am Ende bleibt vom Tumor nur noch eine Masse aus zerstörten, toten Zellen über.

Dieser überbleibende Haufen aus Zellresten muss anschließend nicht durch Operationen entfernt werden. Er wird vom Körper und seinem Immunsystem abgetragen und abgebaut. Was dauerhaft zurückbleibt, das ist eine nicht zu vermeidende Narbe im Gewebe, welche aber allemal besser ist als der Tumor. Der Ionenstrahltherapie wird überdies nachgesagt, dass sie so gut wie keine Nebenwirkungen haben soll. Langzeitstudien sollen die Behandlungserfolge sowie das Vor- und Aufkommen von Nebenwirkungen nun zusammenfassen.

Dauer und Kosten der neuen Therapiemethode

Je nach Art und Größe des Tumors kann eine Behandlung mit dem Ionenstrahl mehrere Wochen dauern. Teilweise können mehr als 20 Bestrahlungen nötig sein, wird von den Experten derzeit angegeben. Unabhängig von der Länge der Therapie und der Häufigkeit einer Bestrahlung wird eine Therapie pauschal mit 25.000 Euro abgerechnet. Dieser Betrag sei bei Verhandlungen zwischen den Betreibern und den Krankenkassen herausgekommen. Allerdings ist noch nicht eindeutig geklärt, wann ein Patient 110 Prozent geeignet ist für die neue Therapie. Auch hier werden Langzeituntersuchungen und deren Folgerungen erwartet.

Vor allem Kinder sollen von der Bestrahlung profitieren

Bei noch im Wachstum befindlichen Körpern kann eine Krebstherapie langfristige Schäden hinterlassen. Von einer Wachstumshemmung, die sich lediglich physisch auswirkt, bis zu einem neurologischen oder psychischen Defizit bei der Bekämpfung eines Hirntumors kann vieles passieren. Das liegt vor allem an den schweren Schäden, die durch eine Chemotherapie erfolgen, sowie in den Eingriffen in den wachsenden Körper durch Operationen. Die neue Behandlungsmethode mit Partikeln ist dementgegen als relativ schonend anzusehen. Darauf fußen auch die Hoffnungen von Ärzten, die an Krebs erkrankte Kinder behandeln und betreuen.

Wenigstens ein Preis wurde schon vergeben

Die neue Anlage zur Behandlung von Krebspatienten nimmt eine Fläche ein, die ungefähr mit einem Fußballfeld zu vergleichen ist. Da der Komplex aber architektonisch auf die Erholung und Genesung der Patienten ausgelegt ist, ist die Größe beim Aufenthalt gar nicht wirklich fassbar. Alle Bereiche vom Empfang über die Räume, die der Vorbereitung der Behandlung dienen, bis hin zu den drei Behandlungsplätzen an sich sind in ihrer Bauweise dem Stressabbau gewidmet. Auch die Lage wurde entsprechend gewählt – zwar in der Nähe der Uniklinik von Marburg, aber dennoch atmosphärisch in einem Waldstück. Für den Komplex gab es daher 2013 die Auszeichnung „Herausragender Gesundheitsbau“. Immerhin.



Loading Facebook Comments ...