Ob im Büro, auf der Baustelle, im Bus oder Zug, auf der Straße, im Kaufhaus oder einfach nur vor dem Fernseher – akustische Signale dringen pausenlos in unsere Ohren. Mancher Klag wird dabei als angenehm empfunden; Musik etwa oder die Stimme des Partners. Andere Geräusche, welche man auch als Krach oder Lärm bezeichnen könnte, sind dementgegen eher störend und stressen den Körper. Eine aktuelle Studie zeigt nun auf, dass Lärm gar nicht so schlimm ist, wie bisher angenommen wurde. Jedoch ist eines der Ergebnisse auch, dass andauernder Fluglärm zu Depressionen führen kann.
NORAH-Studie der Ruhr-Universität Bochum
Speziell soll es hier um die sogenannte NORAH-Studie sowie deren Ergebnisse gehen. In Auftrag gegeben wurde die Studie von verschiedenen Institutionen, allen voran vom Land Hessen. Dazu kommt genauer betrachtet das Forum Flughafen und Region, in dessen Auftrag vor allem die Auswirkungen von Fluglärm untersucht werden sollten. Ebenfalls als Initiator genannt ist die Umwelthaus GmbH, eine 100-prozentige Tochter des Landes Hessen. Insgesamt wurden neben dem Fluglärm auch akustische Belastungen durch Lärm auf Straßen und Schienen sowie deren Folgen beobachtet.
Das Kürzel NORAH steht dabei für „Noise-Related Annoyance, Cognition, and Health“, also für die Untersuchung der Lärmbelästigung im Hinblick auf Denkprozesse und die Gesundheit. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Untersuchung des Fluglärms. Mehrere tausend Probanden wurden dazu drei Jahre begleitend untersucht. Die Ergebnisse wurden erst unlängst offiziell vorgestellt und zugänglich gemacht. Im Folgenden eine kleine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte.
Keine Auswirkungen von Krach auf den Blutdruck
Ein Ergebnis der Studie ist, dass Lärm – auch wenn er länger anhält – sich nicht auf den Blutdruck auswirkt. Dies wurde von einigen Medizinern und Institutionen angenommen, in der Studie nun aber weitestgehend widerlegt. Der Anstieg des Blutdrucks als Sekundär-Leiden, welches aus einer anderen Folge des Lärms hervorgeht, ist jedoch immer noch denkbar und möglich. Direkten Einfluss hat Lärm – vor allem jener, der mit Flughäfen und Flugzeugen in Verbindung gebracht werden kann – auf psychische Erkrankungen. Vor allem Depressionen können durch ihn entstehen. Zu den möglichen, direkt bewirkten somatischen Leiden zählt die Herzschwäche.
Teilstudien untersuchen den Einfluss des Lärms auf verschiedene Lebensbereiche
Nicht nur durch den Lärm ausgelöste Krankheiten wurden in der Studie untersucht und festgehalten, sondern auch die Häufigkeit deren Auftretens sowie die Häufigkeit nicht direkt ableitbarer Erkrankungen. Dazu kam eine Untersuchung des Schlafverlaufs und der Lebensqualität im Allgemeinen. Für die Einschätzung von letzterem wurden auch subjektiv empfundene Auswirkungen von Lärm ins Kalkül gezogen. Zum Beispiel gaben die Probanden, welche in der Nähe von Flughäfen wohnten, an, dass sie sich durch den Krach belästigt fühlten und sich dies auf ihre psychosomatische Gesundheit auswirke.
Eine positive Entwicklung konnte hier ganz deutlich beobachtet werden. Denn unter anderem wurde natürlich auch der Flughafen Frankfurt am Main untersucht. Bei diesem gibt es seit dem Jahr 2011 ein Nachtflugverbot, also eine nächtliche Ruhezeit von sechs Stunden. Diese hat nun nachgewiesenermaßen dafür gesorgt, dass sich Anwohner besser fühlen. Die Nachtruhe trägt – auch dies wurde damit bestätigt – also auch zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Denn selbst wenn man schlafen kann und sogar durchschläft, so sollte es in dieser Zeit ruhig sein und um den Schlafplatz frei von störendem Lärm.
Laut Studie ist der Aspekt „Fluglärm“ aber auch eine Einstellungssache. Gerade Menschen, die mit dem Flug zu tun haben oder ihn anderweitig befürworten und wertschätzen, fühlen sich nicht so sehr von ihm belästigt. Fluggegner bzw. Menschen, die mit dem Fliegen nicht verbunden sind, empfinden die Nähe zu einem Flughafen sowie den entstehenden Geräuschpegel als stark störend.
Teilnehmergruppen, Zahlen, Daten und Fakten
Die Studie fand vor allem im Raum Frankfurt und dort hauptsächlich im Umfeld des Flughafens statt. Im Hinblick auf die Unterteilung der Studie wurden drei Module gebildet. Im ersten Modul namens „Belästigung und Lebensqualität“ wurden mehrere tausend Menschen im Hinblick auf Flug-, Straßen- und Schienenlärm untersucht. Dabei wurden viele über mehrere Jahre begleitet. Zudem gab es auch einmalige Befragungen und Erhebungen von Vergleichswerten am Flughafen Berlin-Brandenburg. Auch in Stuttgart sowie Köln/Bonn gab es einmalige Befragungen.
Das zweite Modul war bzw. ist mit dem Namen „Gesundheit“ im Hinblick auf die Untersuchungen eindeutig. Zu den entsprechenden Unterstudien gehörten das Blutdruck-Monitoring an 844 Probanden, die Schlafstudie mit ca. 200 Personen und eine Fallkontrollstudie, die mit bereits (von Krankenkassen) erhobenen Daten durchgeführt wurde.
Das dritte Modul hat den Namen „Entwicklung“. Im Rahmen dieses Moduls wurden 85 Schulklassen in 29 Grundschulen untersucht und befragt. Daten von insgesamt rund 1.000 Kindern flossen somit in die Studie ein. Aus diesem Modul ergab sich beispielsweise, dass Kinder, die ständigem Fluglärm ausgesetzt sind, langsamer das Lesen erlernen. Im Schnitt brauchen diese Kinder einen Monat länger als die Kontrollgruppe ohne Fluglärm.
Verschiedene Lärmquellen und ihre Lautstärken
Hier eine kleine Übersicht über häufige Lärmquellen und wie laut diese überhaupt sind:
- Das Ticken einer Armband- oder Taschenuhr: 20 Dezibel
- Eine geflüsterte Unterhaltung: 30 Dezibel
- Ein älterer bzw. großer Kühlschrank: 40 Dezibel
- Nicht geflüstertes, aber leises Gespräch: 50 Dezibel
- Gespräch in „normaler“ Lautstärke: 60 Dezibel
- Rasenmäher in rund 7 Meter Entfernung: 70 Dezibel
- Reichhaltiger Straßenverkehr: 80 Dezibel
- Presslufthammer oder Güterzug: 90 Dezibel
- Boeing 747 in rund 500 Metern Entfernung: 100 Dezibel
Die deutsche Gesellschaft für Akustik gibt für den optimalen Gehör- und Gesundheitsschutz einen Richtwert von rund 50 Dezibel am Tag und maximal 40 Dezibel in der Nacht an. Die Zielwerte der Weltgesundheitsorganisation liegen bei maximal 65 Dezibel am Tag und maximal 55 Dezibel in der Nacht.
NORAH-Studie in allen Einzelheiten
Natürlich lässt sich eine so umfangreiche Studie, wie die zuvor beschriebene, nicht umfassend in einem solchen Post zusammenfassen. Falls Sie also weiteres Interesse an der Studie, ihren Verfahren und Ergebnissen haben, dann können Sie diese auch im Internet abrufen. Unter www.norah-studie.de finden Sie alle wichtigen Daten und Fakten zur Erhebung. Hier gibt es auch ein umfangreiches FAQ, in dem alle Rahmenbedingungen beschrieben, Zuständigkeiten aufgezeigt und weitere Fragen beantwortet werden. Einzelne Publikationen und Stellungnahmen lassen sich zudem als PDF-Dateien auf den Rechner laden.
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