Charité unterstützt Heilung mit Kälte

Heilung
Teile diese Seite:

HeilungDie Charité in Berlin, die mit rund 7.000 Studenten und über 3.000 Betten umfangreichste Uniklinik in Europa, unterstützt die Heilung von Patienten mit Langzeitaufenthalten durch Herunterkühlung der Raumtemperatur. Gerade im Sommer sorgt dies für eine schnellere Gesundung.

40 Patienten in Klimazimmern

Neben der schnelleren Heilung, beispielsweise zu beobachten bei Lungenpatienten, sind die gekühlten Zimmer auch ein Schritt in Richtung Zukunft. Denn diese bringt, vielen Klimaforschern zufolge, immer weiter steigende Temperaturen. Der Sommer 2015 war in Deutschland nicht unbedingt ein eindeutiges Zeichen für den Klimawandel, aber ein sehr guter Test für die Klimazimmer in der Berliner Charité.

Diese bieten angenehme 23 Grad Celsius, während alle anderen Räume, Flure, Säle, etc. der Einrichtung sich über den Tag hin immer weiter aufheizen. Gekühlt wird aber nicht vermittels einer Klimaanlage oder ähnlich konventionellen Geräten. Eine völlig neue Technik kühlt Wände und Decken der Zimmer, während neben der Temperatur und der Sonnenbestrahlung auch die Luftfeuchtigkeit sowie die Bewegungshäufigkeit der Patienten gemessen werden.

Derzeit sind 40 Patienten mit verschiedenen Leiden in den Klimaräumen der Charité in Behandlung. Vergleiche mit Patienten, die in ungekühlten Räumen gesunden, zeigen, dass jene Personen in den Klimaräumen schneller genesen. Im Schnitt können sie 1,5 Tage früher entlassen werden. Auch das allgemeine Wohlbefinden noch während des Aufenthalts wurde als besser eingestuft.

So werden die Räume gekühlt

Klimaanlagen wären für die Kühlung eines Krankenzimmers gleich mehrfach ungeeignet. Zum einen ist da der Luftzug. Dieser sorgt auf kurz oder lang oftmals zu einer Reizung der Atemwege, wenn nicht sogar zu einer ernsthaften Erkrankung. Zudem werden durch Klimaanlagen Keime und Staubpartikel in die Luft geblasen, die im schlimmsten Fall zu einer Verbreitung von Krankheiten führen können.

Die Klimaräume der Charité werden mit Kapillaren gekühlt, welche sich hinter den Wänden und unter der Deckenverkleidung der Räume befinden. In diesen dünnen Schläuchen zirkulieren kalte Flüssigkeiten, welche dem Raum konstant Wärme entziehen. Andere Einrichtungen verfügen über solch eine Kühlung maximal in Operationssälen oder auf der Intensivstation.

Beschleunigte Heilung, aber auch Schutz vor Hitze

HitzeDass sich die Abschottung vor dem Hitzestress des Sommers positiv auf die Gesundung der Patienten auswirken kann, das klingt allgemein logisch. Umgekehrt kann die übermäßige Wärme, welche in ungekühlten Räumen vorherrscht, aber auch schnell zu einer Verschlechterung des Zustands führen. Je nach Leiden kann eine zu hohe Temperatur mit den sich daraus ergebenden Folgen zum Tod führen.

Einer der Betreuer einer entsprechenden Studie, der Mediziner André Schubert, sagte zu diesem Thema:

Seit Hitzesommern mit 60.000 zusätzlichen Todesfällen in Europa ist das Thema ins Bewusstsein gerückt.

Zudem wird angemerkt, dass gekühlte Zimmer in Krankenhäusern keine absolute Innovation seien, dass ihre Wirkung aber noch relativ unerforscht ist. Gerade in Großstädten mit viel Asphalt und Beton, welche Hitze speichern und lange abgeben, sind heiße Sommer ein Problem für Kranke.

Berliner Projekt sucht nach weiterem Hitzeschutz

In einem fächerübergreifenden Projekt haben sich in Berlin Mediziner, Klimatologen sowie auch Architekten zusammengefunden, um einerseits das Phänomen Hitze in der Großstadt zu untersuchen – und andererseits die damit aufkommenden Probleme zu lösen. Der Klimatologe Dieter Scherer von der Berliner TU ist Projektsprecher und sagte zum Thema Hitzestress:

Mit Hitzestress ist mehr gemeint als reines Unwohlsein und gestörte Konzentration. Es ist eher der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. […]Wir beobachten einen deutlichen Anstieg der Sterblichkeit, sobald an drei Tagen in Folge draußen der Mittelwert von 21 Grad überschritten ist.

Vor allem Menschen mit Herz- und Kreislaufproblemen sowie Menschen, denen aufgrund von Lungenleiden das Atmen an heißen Tagen schwerer fällt, sind im Sommer aufgrund des Hitzestresses in Kliniken wie der Charité anzutreffen. Und diese helfen mit gekühlten Zimmern; auch um den rund 1.600 Hitzetoten, die es in Berlin jährlich zu beklagen gibt, vorzubeugen.



Loading Facebook Comments ...