Was hilft gegen Verstopfung?
Der (tägliche) Stuhlgang – meist früh am Morgen – gehört zu den Automatismen im Tagesrhythmus einen Menschen. Wird dieser unverhofft unterbrochen kommen die Betroffenen ins Grübeln. Verstopfung ist keine angenehme Sache, kann aber verschiedene Ursachen haben. Nicht jede ausbleibende Ausscheidung ist auch gleich eine Verstopfung. Hier erfahren Sie, was eine Verstopfung ist, welche Ursachen sie haben kann, wie diese diagnostiziert wird und was man dagegen machen kann.
Inhaltsverzeichnis
Verstopfung – was ist das?
Jeder hat wohl im Laufe seines Lebens schon einmal ein oder mehrere Tage erlebt, in denen er keinen „typischen“ oder „regelmäßigen“ Stuhlgang hatte. Das ist durchaus nicht ungewöhnlich und kann verschiedene, kurzfristige (harmlose) Ursachen haben.
Sollte dieser Zustand aber über einen längeren Zeitraum andauern und nur durch bestimmte Abführmittel oder unter größter körperlicher Anstrengung ein Ende bereitet werden können, dann spricht man von einer Verstopfung (medizinisch: Obstipation).
Die Häufigkeit der regelmäßigen Darmentleerungen kann natürlich bei jedem Menschen anders sein.
In der Regel geht man aber davon aus, dass:
- ein gesunder Mensch mindestens 3 mal wöchentlich seinen Darm ohne Probleme entleeren kann
Tritt dieser Regelfall über einen längeren Zeitraum (üblicherweise 3 Monate) nicht ein oder nur unzureichend, dann spricht man von Verstopfung (Obstipation).
Mediziner unterscheiden grundsätzlich 2 verschiedenen Formen der Verstopfung:
- chronische Obstipation
die über einen längeren Zeitraum anhaltende Trägheit des Darmes, die nur unregelmäßig zur Darmentleerung führt - akute Obstipation
eine plötzliche, durch verschiedene Einflüsse hervorgerufene Störung der Darmtätigkeit die zur Verstopfung führt – Spektrum kann harmlose Verstopfung im Urlaub bis zu einer dringend zu behandelnden Erkrankung umfassen
Typische Symptome bei einer Verstopfung
Eine Verstopfung ist eine sehr unangenehme Angelegenheit. Die Symptome, die Betroffene dabei beschreiben sind aber doch recht unterschiedlich.
Folgende Kennzeichen sind aber typisch für eine Obstipation:
- stark ausgeprägtes Völlegefühl, was aber nicht zum Stuhlgang führt
- Blähungen
- Bauchschmerzen
- stark eingeschränkte Häufigkeit des Stuhlgangs (gegenüber dem „Normalzustand“)
- harte Konsistenz der Ausscheidungsprodukte
- Stuhlgang nur mit starken Pressen möglich
- Schmerzen beim Stuhlgang
- Gefühl einer Blockade, die eine Darmentleerung unmöglich macht
Menschen, die permanent an Verstopfung leiden, fühlen sich „in ihrer Haut“ nicht mehr wohl und sind dadurch nicht mehr in der Lage ein geregeltes Leben zu fühlen.
Grundsätzlich gilt im Zusammenhang mit der Wahrnehmung einer Verstopfung folgende Regel:
Menschen, die weniger als dreimal wöchentlich Stuhlgang haben, leiden möglicherweise an einer Verstopfung.
Viele Betroffene haben Angst, dass unregelmäßiger Stuhlgang zu Vergiftungen führen kann. Diese Angst ist allerdings völlig unbegründet, da sich durch eine längere Verweildauer im Darm keine Giftstoffe bilden.
Ursachen einer Verstopfung
Wer unter Verstopfung leidet – sieht man einmal von gelegentlichen Unpässlichkeiten ab – der leidet in erster Linie unter Darmfunktionsstörungen.
Dabei werden 2 Arten unterschieden:
- eine Störung bei der Entleerung des Enddarms
Enddarm ist blockiert, sodass die Patienten Stuhl nur mühevoll oder gar nicht ausscheiden können - Dickdarm-Bewegung stark reduziert
Die Zeit, die der Dickdarm benötigt, um den Stuhl in den Enddarm zu befördern hat sich verdoppelt. Das liegt daran, dass der Dickdarm in seiner natürlichen Bewegung stark eingeschränkt ist. Es bildet sich ein „Stau“ im Dickdarm durch nachkommende Verdauungsprodukte aus dem Dünndarm. Zudem wird dem Stuhl durch die längere Zeit im Dickdarm zusätzlich Wasser entzogen. Das macht es noch schwerer ihn auszuscheiden.
Grundsätzlich sind die beiden „Störungen“ funktionell. Dass bedeutet die Gründe für die Verstopfung sind meist nicht Ursprung eines organischen Versagens.
Vielmehr sind hier folgende Ursachen anzuführen:
- ungesunde/einseitige Ernährung
- fehlende Bewegung
- ballaststoffarme Ernährung
- Krankheiten die Nerven, Muskel und Darm betreffen können
- hormonelle Störungen
- Nebenwirkungen von Arzneimitteln
In vielen Fällen, haben Menschen allerdings schon eine angeborene Neigung zur Verstopfung (Obstipation). Daher führen auch Maßnahmen wie ballaststoffreiche Ernährung mit Obst/Gemüse oder ausreichend körperliche Ertüchtigung durch Sport nicht unbedingt zum erhofften Erfolg.
Oftmals ist es auch eine Kombination aus mehreren Faktoren, die zu einer derartigen Störung führen können.
Eine kurzfristige Verstopfung allerdings häufig mit obengenannten Maßnahmen beseitigen oder verschwindet durch die kurzeitige Einnahme von Abführmitteln.
Leidet man allerdings über einen längeren Zeitraum darunter, sollte man die Ursachen durch einen Facharzt untersuchen lassen – zumal auch diverse Darmerkrankungen der Ursprung sein können.
Wie erfolgt die Diagnose?
Wer sich über einen längeren Zeitraum mit unangenehmen Verdauungsproblemen, insbesondere einer Verstopfung herumquält, der kommt um den Weg zum Haus-/Facharzt nicht herum.
Dieser wird Sie – wie bei jedem Arztbesuch, zunächst einmal nach Ihrem Beschwerden befragen.
Folgende Fragen richtet er im Normalfall an Sie:
- Wie lange haben Sie schon Probleme mit dem Stuhlgang?
- Wie ernähren Sie sich?
- Haben Sie kürzlich eine Ernährungsumstellung durchgeführt?
- Gibt es andere Vorerkrankungen?
- Haben Sie kürzlich etwas an Ihren Lebensgewohnheiten geändert?
Auf diese Weise versucht der Mediziner erste Rückschlüsse auf die Ursachen für die Verstopfung zu ziehen.
Anschließend erfolgt eine erste Untersuchung Ihres Körpers:
- Abhören der Darmgeräusche (Stethoskop)
- Abtasten des Bauch
- Abtasten des Enddarms mit den Fingern
So kann er sich auch einen ersten Eindruck von dem rein physischen Befinden des Darms machen und so Anhaltspunkte dafür zu finden, warum es mit der Darmentleerung nicht regelmäßig/ohne Probleme klappt.
In der Regel wird zudem eine umfangreiche Blutanalyse durchgeführt. Dabei werden selbst kleinste Unregelmäßigkeiten sichtbar, wie beispielsweise eine Veränderung der Schilddrüsenhormone oder Blut im Stuhl, welches rein optisch nicht ersichtlich ist.
Ergeben sich auf diese Weise immer noch keine klärenden Erkenntnisse so leitet der Arzt weiterführende Untersuchungen ein.
Dazu zählen zum Beispiel:
- Die Darmspiegelung (Koloskopie)
Dem Patienten wird bei dieser Untersuchungsmethode ein Endoskop in den Dickdarm eingeführt. Es liefert Bilder der empfindlichen Dickdarmwand, auf welchen der Arzt Entzündungen oder abnormale Veränderungen sehen kann. - Die Ultraschall-/Röntgenuntersuchung
Sie dienen als Unterstützung beziehungsweise Alternative der Darmspiegelung. Auch hier werden krankhafte Veränderungen im Darmbereich ersichtlich, die eine Obstipation hervorrufen können. - Die Anorektale Manometrie
Mithilfe einer dünnen Messsonde wird der Druck im Enddarm gemessen. Dabei wird die Sonde ein Stück in den Enddarm geschoben. Die Messsonde misst dabei die Kraft des Schließmuskels jeweils unter Belastung als auch in Ruhe. Des Weiteren wird ein kleiner Ballon an der Spitze der Sonde langsam mit Luft gefüllt und die Reaktion des Mastdarms bei einer simulierten Stuhlfüllung zu überprüfen. Mit dieser Methode kann man etwaige Störungen des Schließmuskels oder des Enddarms feststellen. Der Arzt kann auch feststellen ob die Muskelerschlaffung und das Ansteigen des Drucks beim Pressen zusammen harmonieren. - Der Hinton-Test
Hierbei handelt es sich um einen sehr aussagekräftiges Verfahren, um zu bestimmen, wie lange sich der Stuhl im Darm aufhält. Der Mediziner kann so lokalisieren, wo genau die Verstopfung ihren Ursprung hat (Dickdarm oder Enddarm).Der Test erfolgt durch die Einnahme einer speziellen Kapsel an 6 Tagen nacheinander. Der Inhalt der Kapsel enthält ganz bestimmte Marker. Bei der Röntgenuntersuchung am 7. Tag werden diese dann sichtbar und markieren die Obstipation.
Verstopfung – was hilft dagegen?
Da es wie bereits beschrieben, mehrere Ursachen für eine Obstipation geben kann, hängt die Herangehensweise bei der Therapie ganz davon ab, wodurch sie hervorgerufen wurde. Es kommt auch ganz darauf an, wie sich die Verstopfung selbst darstellt.
Das ist im Allgemeinen ratsam
- bei Vorerkrankungen – die unmittelbar mit der Verstopfung in Verbindung zu bringen sind, sollte diese dringend unter Aufsicht eines Arztes behandelt werden – die Verstopfung sollte dann abklingen
- bei Einnahme von Medikamenten – sind diese eindeutig für die Obstipation verantwortlich, ist es anzuraten die Medikation zu ändern oder auf ein anderes Präparat zurückzugreifen/komplett auf das Medikament zu verzichten
- bei Verdauungsstörungen von Kindern – nach spätestens 5 Tagen ohne Stuhlgang zum Kinderarzt gehen und die Gründe abklären lassen – in der Regel wird (bei Babys) nach spätestens 7 Tagen zumindest ein Mini-Einlauf gemacht um den angesammelten Stuhl ausscheiden zu können – ACHTUNG! Nicht ohne Absprache mit dem Kinderarzt selbst therapieren!
Eine „normale“ Verstopfung, die keine ernsthaften organischen Ursachen hat, wird keine Operation notwendig. Sollte allerdings wider Erwartens eine schadhafte Fehlfunktion im Magen-Darm-Trakt für die Verstopfung verantwortlich sein, kommt man nicht um einen operativen Eingriff herum.
Nicht-operative Therapieformen von Verstopfung
Nicht immer ist es wirklich notwendig bei einer Obstipation direkt mit Medikamenten oder anderen medizinischen Mitteln vorzugehen.
Oftmals hilft es auch schon die Lebensführung zu ändern.
Dazu gehört zum Beispiel:
Umstellung der Ernährung
Ein nicht zu unterschätzender Grund für häufig auftretende Verstopfungserscheinungen ist eine „unvorteilhafte“ Ernährung. Deshalb ist es für eine wirksame Therapie gegen Obstipation unerlässlich zu hinterfragen, welche Lebensgewohnheiten oder auch „Laster“ man selbst in Bezug auf die Ernährung ändern könnte.
Hilfreich ist in dieser Hinsicht – auf eine Ernährung mit vielen Ballaststoffen (Vollkorn, Nüsse, Hülsenfrüchte, Obst/Gemüse) umzustellen. Das hat den positiven Nebeneffekt, dass der Stuhl eine weiche Konsistenz aufweist und somit ehe nicht zu Verstopfung führt.
In diesem Zusammenhang ist es ebenfalls wichtig, viel zu trinken – insbesondere Wasser. Dies führt dazu, dass der der ohnehin weiche Stuhl aufquillt und somit schneller durch den Dickdarm zum Enddarm drückt. Ein Die Darmentleerung geht so wesentlich schneller als ohne.
ACHTUNG!
Bei akuten Formen von Obstipation, das heißt, die Betroffenen leiden über einen längeren Zeitraum (3 Monate und mehr) an einer Verstopfung, führt diese Methode allerdings nur selten zum Erfolg.
Bei Kindern:
Kleinen Kindern/Babys, die unter Verstopfung leiden, kann es helfen, Michzucker zuzuführen.
Sprechen Sie mit dem Kinderarzt darüber, um eine wirksame Dosierung zu finden und auch andere Maßnahme zu besprechen.
Eine Ernährung mit Vollkornprodukten (ähnlich wie bei Erwachsenen) kann ebenfalls von Vorteil sein.
Weitere Möglichkeiten zur Behebung der Obstipation bei Kindern:
- darauf achten, dass sich das Kind mehr bewegt – Übungen durchführen, die die Darmtätigkeit anregen
- Bauchmassagen durchführen – immer sanft, kreisförmig im Uhrzeigersinn in Richtung des Enddarms massieren
Vom Stress befreien
Häufig kann eine hohe Belastung während der Arbeit oder auch in der Familie ein Auslöser für Blockaden wie eben Verstopfung sein. Um diese Blockaden zu lösen, ist es wichtig den Stress zu minimieren oder auch Phasen der Entspannung gezielt in den Tagesablauf einzubauen.
Es gibt auch ganz einfache Tipps um den Stresslevel am Tag zu senken und damit vorhandene Probleme mit der Verdauung in den Griff zu bekommen.
Folgende Tipps sollten Sie beherzigen:
- beruhigende Musik zur Entspannung hören (je nachdem, welche Musik man selbst als entspannend ansieht)
- Nachts genügend schlafen und vor allem ohne Unterbrechungen
- Spaziergang im Grünen – das beruhigt und schärft die Sinne für andere Gedanken als Stressindikatoren
- Stressfaktoren wie Kommunikationsmittel (TV, PC, Mobiltelefon) stark einschränken – so steht man nicht ständig unter Strom und ist erreichbar für Jedermann (was stressen kann)
- mit Freunden/Bekannten etwas unternehmen/unterhalten (persönlich – nicht per Internet/Telefon) – das baut Spannungen
quellende/füllende Nahrungsmittel
Es ist zwar nicht unbedingt jedermanns Sache, aber Füll-/Quellmittel wie Flohsamen/Leinsamen können sehr praktikabel bei der Hilfe gegen eine Verstopfung sein.
Die Funktionsweise dieser „Samen“ ist sehr simpel und natürlich. Sie „quellen“ auf, in dem sie viel Wasser „binden“, was den Verdauungsprozess (ähnlich wie bei ballaststoffreicher Ernährung) vereinfacht und so schneller zum Stuhlgang führt.
ACHTUNG!
Bitte trinken Sie bei dieser Methode viel Wasser dazu (mindestens ein Glas voll), ansonsten bewirken die Samen eher das Gegenteil. Sie binden Flüssigkeit, die möglicherweise nicht ausreichend vorhanden ist und sorgen so dann noch zusätzlich für Verdauungsprobleme.
Abführmittel verwenden
Eine sehr einfache – aber mit Vorsicht zu genießende – Möglichkeit, besteht natürlich darin, spezielle Abführmittel zu benutzen.
Hierbei gibt es zwei verschiedene Ansätze:
- Abführmittel, welche die Darmtätigkeit anregen
- Abführmittel, welche das Wasser im Darm binden
Grundsätzlich sollte derlei Mittel auch erst angewandt werden, wenn Maßnahmen wie eine Ernährungsumstellung oder Ähnliches nicht „gegriffen“ haben.
In der Regel sind Abführmittel in der Apotheke auch ohne Rezept erhältlich und schaden im Normalfall dem menschlichen Körper auch nicht.
ACHTUNG!
Wer trotz der Therapie mit Abführmittel keinerlei Besserung feststellen kann oder ernsthafte Beschwerden wie blutiger Stuhl oder unter Übelkeit und Erbrechen leidet, der sollte umgehend einen Arzt aufsuchen.
Dieser kann mit diversen Untersuchungen den Hintergrund der Verstopfung und der damit einhergehenden Beschwerden schnell feststellen. Zudem können andere Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts ausgeschlossen werden.
Fazit
Ganz allgemein kann man sagen, dass eine Verstopfung im Normalfall nicht Schlimmes sein muss. Es kann verschiedene Ursachen haben. Ob durch Reisestrapazen, unvorteilhafte Ernährung, mangelnde Bewegung, Stress oder auch Darmerkrankungen.
Sollte es sich um eine kurzfristige und nicht um eine chronische Obstipation handeln, so lassen sich die Verdauungsprobleme auf „natürliche Art und Weise“ oft auch ohne einen Mediziner behandeln.
Wer sich allerdings unsicher ist oder wenn die Probleme über einen längeren Zeitraum andauern, der sollte zur Sicherheit immer den Rat eines Arztes suchen. Der kann Sie beruhigen oder eben auch praktische Hilfen bei der Selbstbehandlung geben.